Muttersein, Rituale und Selbstliebe
Muttersein, Rituale und Selbstliebe
Ich wollte schon seit langem mal wieder einen Blogbeitrag mit dir teilen. Er soll dir ein bisschen was von mir persönlich als Mutter und Fotografin und als Frau und Freundin berichten. Vielleicht resoniert ja was davon mit dir?
Ich wurde 2015 zum ersten Mal Mutter und “what a ride”, bald wird mein Erstgeborener schon 9. Time flies.
Was soll ich sagen, ich selbst war auch eine von diesen jungen Müttern die alles richtig machen wollten, ihrem Kind jedes Bedürfnis sofort erfüllten, die eigenen Bedürfnisse hintenanstellte und sich irgendwann fragte, wo sie selbst denn geblieben war. Was wollte ich? Was tut mir gut? Wann habe ich wieder Zeit nur für mich alleine? fragte ich mich. Und so sprach ich mit meinem Mann ab, dass ich regelmäßig Zeit alleine verbringen wollte und unser Sonntags-Ritual entstand. Sonntags war seitdem die Zeit zwischen 10-14 Uhr nur für mich reserviert und mein Mann kümmert sich dann um die Jungs. Mein Mann geht gern mit den Beiden auf den Flohmarkt, etwas was ich mit zwei Kindern im Gegensatz zu ihm mega anstrengend finde, obwohl ich Flohmärkte an sich total mag. Die Reizüberflutung tut mir meist nicht gut und dann habe ich auch weniger Kapazität für die Jungs und ihre auf mich einprasselnden Fragen zu reagieren.
Für meinen Mann ist das jedoch überhaupt kein Ding und es ist ein schönes Ritual für alle geworden. Ich gehe meist zum Yoga, in die Sauna oder am Meer spazieren, treffe mich mit einer Freundin, gehe was leckeres Essen oder je nach Jahreszeit variiert es immer mal was ich genau in dieser Zeit mache. Und durchaus habe ich auch mal ein Shooting am Sonntag, dann wird die Me-Time aber nachgeholt oder vorgezogen. Wenn ich eins gelernt habe in diesen Jahren, die teils sehr kräftezehrend waren, so dass ich mich gut um mich kümmern muss. Die Elternschaft und dieses Leben ist kein Sprint sondern ein Marathon. Man muss aufpassen, wie man sich seine Kräfte gut einteilt. Das ist ein Job, den nur ich übernehmen kann. Mich selbst um mich gut zu kümmern hat zuerst ehrlich gesagt nicht immer so gut ausgesehen, dann stellte ich fest, dass ich doch ganz schön viele negative Glaubenssätze über mich selbst verankert hatte. Diese so nach und nach zu lösen ist auf jeden Fall ein Prozess, der auch noch andauert. Auch den Schritt weg von “ich kann alles alleine” hin zu “ich nehme gerne Hilfe an” hat so ein paar Jahre meiner Mutterschaft gedauert. Dank ein paar Engeln an meiner Seite habe ich inzwischen wirklich großartige Unterstützung gefunden (Oma, Babysitterin, Assistentin f. Business, Haushaltshilfe). Als ich mir selbst erlaubt habe Hilfe anzunehmen und wieder meine Bedürfnisse in den Vordergrund zu rücken kam natürlich auch der Austausch und (oh no) der Vergleich mit anderen Müttern. Ich sprach mit so vielen anderen Müttern und habe festgestellt, wir sind alle einzigartig, aber warum haben wir alle miteinander gemeinsam dieses Gefühl so tief in uns verankert, dass sich in Bezug auf unsere Kinder ein schlechtes Gewissen einstellt, wenn wir unsere Bedürfnisse einmal über die Bedürfnisse unserer Kinder stellen. Einige Mütter beäugten mich kritisch, wenn ich erzählte, dass ich Sonntags meine 4 Stunden Me Time habe. “Aber deine Kinder sind doch noch so klein, sie brauchen dich doch”, “Sonntags ist der heilige Familientag, da darf ich keine Forderung nur für mich stellen”, und am härtesten “mein Mann schafft das alleine nicht”. Solche und andere Argumente hörte ich immer wieder. Im Gespräch viel mir auf, dass es immer etwas damit zu tun hat, wie du deine Prioritäten setzt und was du dir selbst erlaubst in Anspruch nehmen zu dürfen. Aber auch wie ehrlich man sich selbst gegenüber ist. In Bezug darauf, dass man es seinem Mann zum Beispiel nicht zutraut sich adäquat um das Baby, die Kinder zu kümmern. Da kann ich nur sagen, ich kenne so viele Familien wo die Väter sehr aktiv sind und viel Care-Arbeit übernehmen, es ist wirklich im Umbruch. Dennoch liegt die Verteilung noch bei 2/3 Mütter und nur 1/3 Väter, die mit ihren Kindern zum Beispiel regelmäßig zum Schwimmen, Turnen, Musik Unterricht, Reiten oder U-Untersuchungen gehen. Letztens hat mein Mann sich beim Schularzt tatsächlich nochmal anhören dürfen: “viele Väter sieht man hier nicht, das machen ja meistens die Mütter!”
Ich hoffe sehr, dass wir es schaffen jeder immer mehr Verantwortung für sich zu übernehmen und genau dann auch gut für sich und seine Bedürfnisse einstehen zu können und gemeinsam ein friedliches und mildes Miteinander zu gestalten, wo wir genug Kraft haben uns liebevoll und milde einander zu widmen. Anstatt zu vergleichen, zu kritisieren, abzuwerten. Denn es stimmt auf jeden Fall: Nur wenn du dich gut um dich selbst gekümmert hast, kannst du dich auch gut um andere kümmern. Dann ist die Wahrscheinlichkeit auch viel größer, dass die Kinder von heute zu den gesunden Erwachsenen von morgen werden können, die ebenfalls Verantwortung für sich selbst übernehmen können, sich und ihre Bedürfnisse spüren und auch die Kraft haben sich liebevoll um andere zu kümmern.
Ich weiß es erscheint, wenn man sich die Gesellschaft anschaut, wie eine Utopie, aber es fängt immer in einem Selbst an. Sei der Anfang. Liebe dich selbst.
Teile mir gern in den Kommentaren deine Gedanken dazu mit. Kennst du das auch? In welcher Situation bist du gerade als Mutter?